Unser Vorschlag: Ein solidarisches Grundeinkommen (für mehr Zusammenhalt und einen modernen Arbeitsbegriff)

Es lohnt sich, über den Arbeitsbegriff zu sprechen: Denn nicht nur Lohn- bzw. Erwerbsarbeit ist Arbeit, auch Carearbeit, also Sorgearbeit zum Beispiel für Familienangehörige, oder eben gesellschaftliche Arbeit. Und die Art, wie wir als Gesellschaft insgesamt mit Arbeit umgehen, definiert uns als solche.

Heißt: Wenn unser gesellschaftlicher Arbeitsbegriff – wie bislang – nur Erwerbsarbeit umfasst, sind wir nicht so solidarisch miteinander wie wir sein könnten!

Womit wir beim solidarischen Grundeinkommen wären. Die Idee: In gemeinnützigen Strukturen werden bezahlte Arbeitsplätze geschaffen, diese Strukturen – zum Beispiel Sportvereine, KiTas oder Krankenhäusern – werden damit aufgewertet und Menschen bekommen eine Perspektive. In Berlin klappt das sehr gut.

Um das zu verstehen, ist eine Abgrenzung zu zwei anderen Begriffen wichtig:

Zum einen zum Bürgergeld: Das ist die Hartz IV-Nachfolge und sichert erwerbslosen Menschen ihr Existenzminimum. Auch das muss gestärkt werden, es gehört ans sozio-kulturelle Existenzminimum angepasst und alle Sanktionen gehören abgeschafft.

Zum anderen zum sozialen Arbeitsmarkt: Das sind öffentlich-geförderte Arbeitsplätze für langzeiterwebslose Menschen, die so wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen. Eine wirklich gute Sache, die auch in Wattenscheid-Mitte und -Westenfeld bereits funktioniert.

Gesellschaftliche Arbeit stärker anerkennen

Aber eben eine, die gut durch ein solidarisches Grundeinkommen ergänzt werden kann. Wenn man es größer denkt!

Und zwar so: Menschen, die keine Erwerbsarbeit finden oder sich bewusst dafür entscheiden, sich stattdessen umfassend gesellschaftlich zu engagieren, sollten ein solidarische Grundeinkommen bekommen. 

Voraussetzung wäre, dass sie sich pro Woche mindestens 20 Stunden engagieren. Zum Beispiel im Sportverein, als Kulturschaffende oder in der Pflege oder Betreuung von Angehörigen. Ihre Tätigkeit und deren Gemeinnützigkeit müssten sie selbstverständlich nachweisen.

Dafür bekämen sie alle Leistungen des Bürgergeldes – und zwar garantiert sanktionsfrei – aber als Regelsatz statt der 502€ mindestens 1.000€ monatlich, nämlich den vollen Mindestlohn für alle 20 Wochenstunden und zusätzlich pro Jahr einen vollen Rentenpunkt. Der Regelsatz würde zukünftig natürlich an die Entwicklung des Mindestlohns angepasst. Damit sie nicht nur im Alltag gut abgesichert, sondern auch vor Altersarmut entsprechend geschützt sind.

Mehr Zusammenhalt für eine respektvolle Gesellschaft

Das würde unseren gesellschaftlichen Arbeitsbegriff neu definieren und uns als Gesellschaft damit sozialer machen. Und auch die Erwerbsarbeit würde profitieren: Denn wird gesellschaftliches Engagement attraktiver, müssen auch die Arbeitgebenden nachlegen, um keine Fachkräfte zu verlieren.