SPD in Schleswig-Holstein will 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich – Jan Bühlbecker: Ein Vorschlag der bundesweit Schule machen sollte

Die Nord-SPD will die 30-Stunden-Woche. Einen entsprechenden Antrag beschloss der Landesvorstand am Samstag in Kiel. „Die Produktivität steigt und mit ihr die Belastung der Menschen. Wir sind deshalb der Meinung, dass 30 Stunden Arbeit in der Woche genug sind“, heißt es in dem Text. Auch Neuseeland und Kanada wird aktuell über die Einführung einer Vier-Tage-Woche diskutiert.

 

Wirtschaftspolitisch vernünftig, weil es dem Fachkräftemangel entgegen wirkt

Weniger Arbeit bedeutet mehr Zeit für Familie und Freizeit. Aktuell erleben wir wie Menschen zwischen Job und Kinderbetreuung aufgerieben werden. Das muss ein Ende haben! Zudem verbessern wir durch kürzere Arbeitszeiten die Bedingungen in vielen Branchen. Im Pflegebereich verlassen immer wieder Menschen ihren erlernten Beruf, weil die Arbeitszeit in Verbindung mit der körperlichen Belastung zu viel wird. Dort können wir also mit weniger Arbeitszeit zusätzliche Fachkräfte gewinnen.

Außerdem will man den Wandel der Arbeitswelt so nutzen, um weitere Fortschritte bei den Arbeitsbedingungen zu erreichen. So setze sich die SPD auch für ein Recht auf Homeoffice ein. Zugleich müssten Schutzmechanismen geschaffen werden, damit nicht rund um die Uhr gearbeitet werde. Deshalb soll zum Beispiel zusätzlich ein Recht auf Nicht-Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten verankert werden.

„Dieser Vorschlag sollte bundesweit Schule machen“ findet daher auch Jan Bühlbecker von der SPD in Wattenscheid-Mitte und Westenfeld und den Jusos Wattenscheid. Für ihn ist klar: „Wenn die Produktivität in allen Bereich durch Automatisierung und Digitalisierung steigt, dann muss die Regelarbeitszeit sinken – Andernfalls ginge der Wandel in der Arbeitswelt zu Lasten der Beschäftigten und erhöhte nur die Gewinnspanne der Unternehmer*innen. Doch – frei nach Albert Einstein – die Wirtschaft ist für die Menschen da und nicht die Menschen für die Wirtschaft.“

 

Vorschlag führe zu mehr Gleichberechtigung

Der SPD-Kommunalpolitiker weiter: „Deutschland würde so für Fachkräfte deutlich attraktiver, die Innovationskraft hiesiger Unternehmen damit gestärkt, die Qualität im Dienstleistungsbereich verbessert. Auch wirtschaftspolitisch ist der Vorschlag damit mehr als verantwortungsbewusst. Und: Die jüngsten Tarifabschlüsse haben gezeigt, dass die Gewerkschaften immer häufiger Wahlmodelle mit den Arbeitgeber*innen vereinbaren, bei denen die Beschäftigten zwischen kürzerer Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, zusätzlichen Urlaubstagen und einer Gehaltserhöhung wählen dürfen, wobei sich die Mitarbeiter*innen immer öfter für die kürzere Arbeitszeit entscheiden. Senken wir nun die Regelarbeitszeit einheitlich und politisch ab, ist das auch ein Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter, weil dann in einer Familie beide Elternteile nahezu voll arbeiten gehen und auch die unbezahlte Care-Arbeit fair unter sich aufteilen könnten.“

Für Jan Bühlbecker ist dieser Vorschlag auch die richtige Antwort auf die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen: „Eine Gesellschaft definiert sich über die Frage, wie sie die Erledigung von Arbeit organisiert. Teilhabe am Arbeitsmarkt bedeutet daher auch gesellschaftliche Teilhabe. Gute Arbeit ist deswegen nicht zu ersetzen und es ist daher richtig den technischen Fortschritt für bessere Arbeit zu nutzen anstatt viele Menschen aufzugeben und sie mit einem BGE für mangelnde Teilhabe abzufinden.“